Geschichte

M 1092 „Pluto“ – ein schnelles Minensuchboot der Schütze-Klasse

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden im Bereich der Ost- und Nordsee zunächst Raumboote und Hochseeminensuchboote, die aus den Beständen der Kriegsmarine kamen unter dem Kommando der US-Navy mit deutschen Besatzungen in Dienst gestellt. Zwischen 1958 und 1969 wurden dann bei der Bundesmarine 74 Neubauten in Dienst gestellt. Mit 30 Einheiten waren die Schnellen Minensuchboote (Typ 55, Schütze-Klasse) die stärkste Klasse.
Der Rumpf besteht aus Teak, Mahagoni und Eiche (lediglich im Bugbereich gibt es eine Lage Antimagnetisches Krupp-Blech) und ist daher unempfindlich gegen Magnetminen. Allerdings ergaben sich bei diesen Booten aufgrund der Holzbauweise Fäulnisprobleme, so dass die Boote des öfteren zum Substanzschutz die Werft aufsuchen mussten. Alle Boote trugen Traditionsnamen, die einzelne Himmelskörper oder Sternbilder benennen, so auch unsere PLUTO.

Die technischen Daten der PLUTO:

Antrieb: Zwei Maybach-Viertakt-16-Zyl. Dieselmotoren zu je 2380 PS/1600 U/min mit Untersetzungsgetriebe.
E-Anlagen: 3 Dieselgeneratoren mit je 96 PS, Räumdieselgenerator mit 900 PS
Höchstgeschwindigkeit: 24,0 kn
Abmessungen:Länge: 47,44 m, Breite: 7,20 m, Tiefgang: 2,20 m, Gewicht: 266,5 ts
Minenlegemöglichkeit (nach den auferlegten Wiederbewaffungsstatuten zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland war dieser Bootstyp ein Minensucher, es bestand allerdings auch die Möglichkeit, Minen zu legen)
Besatzung: 31 Mann
Gebaut wurde diese Bootsklasse von 1957 bis 1963. Die Baukosten betrugen ca. je 7,33 Mio DM pro Boot. Die PLUTO gehörte zum 5. Minensuchgeschwader und war in Olpenitz stationiert.
Ursprünglich waren die Boote für eine Dienstzeit von 15 Jahren vorgesehen. Die Pluto wurde 1960 in Dienst gestellt und am 01.07.1987 ausgemustert.

Eine Lady kehrt heim – wie aus dem schnellen Minensuchboot „Pluto“ das Heimschiff wurde…

Schon lange bestand innerhalb der MK Hameln der Wunsch, ein eigenes Vereinsheim zu haben. Und am 8.September 1987 kam man diesem Ziel einen Schritt näher: Beim DMB wurde ein Antrag gestellt mit dem Ziel, das ausgemusterte Minensuchboot „Pluto“ der Marinekameradschaft Hameln zuzuweisen.
Damit fing alles an, doch es sollte noch 5 Jahre dauern, bis an Bord das erste Mal gefeiert werden konnte. Da war zuerst der Transport, des sich schwieriger gestaltete als erwartet. Am 14. Dezember 1987 traf ein begeistertes Arbeitskommando aus Hameln im Bauhafen des Marinearsenals Wilhelmshaven ein. Hier waren bereits die Waffen und die Elektronik aus der Pluto ausgebaut worden.
Das Team der Marinekameradschaft Hameln bestand aus 14 Kameraden. Tischler, Schlosser, Schweißer, Elektriker und viele Helfer gingen mit viel Enthusiasmus an die Arbeit, galt es doch, wegen der begrenzten Durchfahrten einiger Brücken zunächst die Aufbauten zu verkleinern – eine knifflige Angelegenheit. Weiterhin gab es noch diverse Formalitäten zu erfüllen, und dann musste der Schlepptermin noch einmal verlegt werden, weil das Wetter nichts anderes zuließ.
Am 15. Januar 1988 wurde das Boot schließlich von einem gecharterten Schlepper auf den Haken genommen und sicher nach Elsfleth/Weser gebracht. Dort verzögerte sich die Weiterfahrt allerdings noch einmal um acht Tage, Betongewichte mussten auf dem Vorschiff angebracht werden, um die Pluto weiter abzusenken.

Dass die Pluto überhaupt in Hameln vor Anker gehen konnte, ist vor allem den Mitarbeitern des Wasser- und Schifffahrtamtes Nienburg zu verdanken. Auf deren Veranlassung wurde bei den Schleusen Drakenburg-Landesbergen ein Weserwehr gesenkt und die Schleusenkammern geöffnet. Mit dem Ergebnis, dass der Kanal sich innerhalb von 30 Minuten um 70 Zentimeter senkte. Das wiederholte sich unterwegs noch einmal und zerrte an den Nerven der Männer, doch am 30. Januar 1988 konnte am Liegeplatz in Hameln festgemacht werden – die „Lady“ war daheim.

Und damit begann die eigentliche Arbeit: die Maschinenanlagen mussten mit einem Kran ausgebaut werden, die Brücke, der Mast und andere Aufbauten wieder hergestellt werden und letztlich musste das „Vereinslokal“ in das Heck eingebaut und eingerichtet werden.
Das Ergebnis ist bekannt:
Nach rund viereinhalb Jahren konnte die „Pluto“ 1992 mit vielen Ehrengästen eingeweiht werden, darunter auch solche, die heute noch gerne an Bord kommen, ob zum öffentlichen Frühschoppen oder zu Veranstaltungen der Marinekameradschaft Hameln. Denn in Hameln und Umgebung hat es sich herumgesprochen:
Auf der PLUTO lässt es sich gut feiern!

Umbau

Im Januar 1988 wurde das ausgemusterte Schnelle Minensuchboot 1092 „Pluto“ von Wilhelmshaven weseraufwärts nach Hameln geschleppt. Hier begann die Marinekameradschaft Hameln mit dem Wiederaufbau der zerlegten Aufbauten und dem Umbau in ein Vereinsheim.
Auch während der Umbauphase wurde schon an Bord gefeiert.Die offizielle Einweihung des neuen Vereinsheims und der umgebauten Pluto fand im Frühjahr 1992 unter großer Beteiligung der Mitglieder und der örtlichen Prominenz statt.